Angefangen hat alles vor acht Jahren im Keller des Pergamonmuseums, genauer gesagt mit dem Fußboden. Wie es alte Keller häufig mit sich bringen, hatte auch der Kellerboden des Museums einen gewölbten, nicht ebenmäßigen Fußboden. Für alle, die nicht wissen, woher die Wellen im Fußboden kommen – das liegt an dem darunterliegenden Gewölbekeller, der wie der Name schon sagt, eine gewölbte Decke hat.
Der Bauherr hatte sich einen ebenmäßigen Boden gewünscht, da dieser Kellerbereich Teil der archäologischen Promenade sein soll – ein unterirdischer Tunnel, durch den Besucher der Berliner Museumsinsel von einem Museum zum nächsten gelangen können. Eine der ersten Baumaßnahmen unseres Baustellen-Teams war es deshalb, den Kellerboden des Museums komplett abzutragen, indem das gewölbte Mauerwerk abgebrochen wurde.
Die Lage des Pergamonmuseums in unmittelbarer Nähe zur Spree stellte an die Schaffung des Bodens besondere Anforderungen, denn das Museum wurde damals nicht auf einem tragfähigen Baugrund gegründet. Um die Fundamente vor Wasser zu schützen, wurde in den Museumsboden eine weiße Wanne gebaut. Zum Einsatz kamen dabei je nach Situation WU- und Stahlkonstruktionen. Die Wände wurden beispielweise zum Schutz vor Wasser mit einer Blechabdichtung ausgekleidet. Blech wurde gewählt, um Platz zu sparen und den Besuchern der archäologischen Promenade damit den größtmöglichen Raum zur Verfügung zu stellen. In See stechen lässt sich mit dem Museum allerdings nicht, auch wenn der Keller nun in einen Schiffsrumpf gleicht, dazu hat das Museum eine zu kostbare Fracht geladen. Zu den Ausstellungsstücken, die übrigens während der gesamten Baumaßnahmen im Museum verblieben, zählen unter anderem das Markttor von Milet, die Prozessionsstraße und der Pergamonaltar, der dem Museum seinen Namen gab.
Das „Tempelchen“ aus 13 Meter hohen Stahlbaustützen
Mit eine große Herausforderung war auch der Bau des neuen gläsernen Eingangsbereichs (Tempietto) im Innenhof des Museums. Die Idee im Forum des Museums einen kleinen Tempel zu errichten, stammt ursprünglich von dem Architekten Alfred Messel. Messel war in den Jahren 1907 – 1930 für die Planung und Realisierung des Pergamonmuseums verantwortlich. O.M. Ungers, der 2000 den Architektur Wettbewerb zur Grundinstandsetzung und Ergänzung des Pergamonmuseums gewann griff in seinem Entwurf Messels Idee mit dem Tempietto wieder auf. Tempietto ist übrigens Italienisch und heißt zu Deutsch Tempelchen. Für den Bau des Tempels wurden 7 Tonnen schwere und 13 Meter hohe Stahlbaustützen verwendet, ein Kran allein reichte nicht aus, um die Stützen an Ort und Stelle zu bringen. Unsere Nachunternehmer haben eine tolle Arbeit geleistet, als es darum ging beim Heben der Stützen die Bewegungen der beiden Kräne miteinander zu koordinieren.
Der Pergamonaltar stammt zwar aus einer Erdbebenregion, aber ob die alten Griechen schon wussten, wie man erdbebensicher baut, ist unwahrscheinlich. Darauf ankommen lassen hat man es jedenfalls nicht. Damit alles heile bleibt, kam eine spezielle Messtechnik zum Einsatz, um den Altar und die anderen Ausstellungsstücke vor allzu starken Erschütterungen zu schützen. Ein besonderes Ausstellungsstück des Museums ist auch die Mschatta-Fassade. Um ihr mehr Geltung zu verleihen und damit Besucher sie auch von weitem bewundern können, wurde eine tragende Wand komplett abgebrochen. Die zur Wand gehörige Decke wurde während der Abbrucharbeiten mit Baubehelfen gehalten und ein Stahlträgerrost zur Deckenstabilisierung mittels einer aufwändigen „Stahlträger-Beförderungskonstruktion“ eingebaut.
Eine anspruchsvolle Stahlkonstruktion
Es war vor allem eine Herausforderung, die vielen Stahlelemente unter die Decke des Museums zu befördern und diese dort miteinander zu verschrauben. Neben Baumaßnahmen im Keller, dem Bau des Tempiettos und dem Abbruch einer tragenden Wand sind drei neue Treppenhäuser entstanden. Nach Entkernung der alten Bausubstanz fanden die Treppenhäuser eine komplett neue Gestalt in Form von Stahlbeton, samt Installation von Aufzugs- und Lüftungstechnik. Eine besondere Schwierigkeit im Rahmen der Baumaßnahmen war auch die Wetterschutz-Konstruktion über der Baustelle. Stahlträger konnten nur unter erschwerten Bedingungen an Ort und Stelle gebracht werden, in dem sie durch die Wetterschutzkonstruktion manövriert wurden. Neben den bereits beschrieben Baumaßnahmen, wurde das Tempietto und der vierte Flügel des Museums komplett neu mit Stahlbeton unterkellert.
Der vierte Flügel des Museumsbefindet sich aktuell im Bau, er wird nachträglich zum Museum hinzugefügt, war aber in den eigentlichen Entwürfen vorgesehen. Der Erste Weltkrieg, die Novemberrevolution 1918 und die Inflation 1922/23 verzögerten den Bau des Pergamonmuseums und die Schaffung des vierten Flügels wurde schließlich gar nicht mehr ausgeführt. Mit seinem Glasdach ist das Pergamonmuseum ein Tageslichtmuseum, das seinen Besuchern eine Bewunderung der Exponate bei natürlichem Licht möglich macht. Allerdings wies das Dach bis dato den Mangel auf, Schneelasten nicht tragen zu können. In der Vergangenheit wurde diesem Problem mit einer aufwändigen Heizkonstruktion begegnet. Energiesparender ist die neue Lösung: Eine Verstärkung des Daches durch große Stahlträger soll künftig dem Gewicht des Schnees standhalten.
Eine Baustelle vor den Augen der Kanzlerin
Gegenüber vom Pergamonmuseum, in einem schlichten gelben Haus, wohnt übrigens die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel. Nur ein Polizeiauto lässt vorbeilaufende Passenten erahnen, dass hier ein wichtiges Regierungsmitglied seine Bleibe hat.
Ein Auge auf die Bauarbeiten musste Frau Merkel aber nicht haben, unsere Kollegen drinnen und draußen haben wirklich sehr gute Arbeit geleistet.